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80 Jahre Martin-Luther-Kirche in Holsterhausen

Zu einem Erinnerungsabend "80 Jahre Evangelische Kirche Holsterhausen" hatte der ökumenische Geschichtskreis Holsterhausen an der Lippe in die Martin-Luther-Kirche eingeladen. Der Abend in der gut gefüllten Kirche wurde eingeleitet mit einer musikalisch umrahmten Andacht unter Mitwirkung der Pastoren Dürkop, Deppermann, Overath und Rienäcker. Seine Fortsetzung fand der Erinnerungsabend mit Sofagesprächen, wobei ein kleiner Imbiß gereicht wurde. Zum Abschluß bot Horst Vennemann einen Dia-Vortrag mit dem Thema "Alt-Holsterhausen in Bildern", der vor allem beim älteren Publikum auf großes Interesse stieß. Viele konnten sich noch an das alte Holsterhausen erinnern, wenn sich auch im Laufe der Zeit das Ortsbild stark verändert hat.

Im Frühjahr 1993 versammelte sich unser Geschichtskreis an der Martin-Luther-Kirche zum ersten Mal – ging es doch darum das 70-jährige Jubiläum der Kirche vorzubereiten. Wir dachten damals nicht daran 10 Jahre und länger zusammenzubleiben. Das Alter der Teilnehmer ließ auch eine solche Perspektive nicht zu. Wir wollten uns erinnern und unsere Erinnerungen aufschreiben. Wir wollten Zeitzeugen suchen und Zeitzeugen sein. Denn – so schrieb 1993 Gerd Lautner, unser damaliger Superintendent – 70 Jahre sind die Grenze des Erinnerns.
Martin-Luther-Kirche 80 Jahre Martin-Luther-Kirche 80 Jahre
Die Bilder zum Vergrößern bitte anklicken.

Die meisten, die damals mithalfen, sind nicht mehr unter uns. Das, was sie wußten, haben sie uns mitgegeben. Viele Zeugen der Zeit vor 80 Jahren haben ihre Erinnerungen mit ins Grab genommen. Das ist schade für die, die jetzt leben und Verantwortung tragen. Und doch ab und zu klingt es an, was wir damals und heute wollten und wollen, wenn uns Altgewordene in unserer Gemeinde sagen: "Ich kann mich noch daran erinnern, wie die evangelische Kirche gebaut wurde. Ich war Kind – sechs Jahre vielleicht! Wir haben auf der Baustelle gepielt." So ist es mir vor einigen Wochen im Paulinum passiert. Erinnerungen an den Lorenzug, der Steine über das weite freie Feld von der Zeche Baldur zur Baustelle an der Mühlenstraße brachte.

Eine Geschichte von vielen Geschichten, die sich zu einem großen Ganzen zusammenbinden lassen. Wichtig – wirklich wichtig?
Doch – wichtig für die Menschen, die hier lebten und leben, die um ihr kleines Dasein wahrlich schwer zu kämpfen hatten inmitten der großen Geschichte, die sich um dieses kleine Holsterhausen vor Ort abspielte. Was wir, die wir im Geschichtskreis vor allem zuhörten, in den 10 Jahren Geschichtskreis erfahren haben, war die Geschichte von Menschen mit ihren Nöten und großen Problemen, von Arbeit und Arbeitslosigkeit, von Hunger und Krieg, von Heimatlosigkeit und Heimatfinden in einer Umgebung, die sich mit Neuankömmlingen erst einmal schwer tat – auch von Ökumene, die dieses schwere Wort durch lange Jahre erst buchstabieren lernen mußte.

Und doch sind wir dankbar, daß wir an einem Punkt wie heute angekommen sind, daß sich so vieles zu einem Stand zusammengefügt hat, der hoffnungsvoll in die Zukunft schauen läßt. Es bleibt aber bei allem Stolz über das Erreichte dabei, daß die Rückbesinnung auf das, was war, das ernsthafte Bemühen um Dinge und Ereignisse und Menschen, die vor uns waren, erst uns erfahren läßt, was die Gemeinschaft, die wir hier wie anderswo vorfinden, eigentlich ausmacht. Die 80 Jahre der evangelischen Kirche in Holsterhausen waren Jahre der Auseinandersetzung – das Gebäude, die Notkirche, haben diese Kämpfe scheinbar unberührt gelassen. Sicher sie hat ihr Aussehen – innen wie außen – verändert, die Fassade, die Raumgestaltung, die Fenster. Jede Generation hat ihr ihren Stempel aufgedrückt, jeder Pfarrer, jedes Presbyterium haben ihre Spuren hinterlassen.
Aber leider kann man nicht mehr hören, was hier gesagt, gepredigt, gestritten, geklagt, getröstet wurde – das Gebäude hat die Worte verschluckt, es bleibt stumm: Freude, Trauer, Kirchenkampf, Aufruf zum Neubeginn, Gesang, Gebet, Hoffnung: Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft.

Der Tenor stimmt – und doch machen die Musik die vielen Stimmen, auch der Ablehnung, auch des Widerspruches. Wir wollen heute nicht unbedingt etwas heraufbeschwören, was schon lange ruht, an das sich kaum einer mehr erinnern wird und will, aber die Namensgebung unserer Kirche ist schon eine Besonderheit und hat sicherlich damit zu tun, daß es diese Straße gibt: die Mühlenstraße, die Königstraße, die Straße, die - wie viele behaupten "in einer Nacht-und Nebelaktion auch der Evangelen" plötzlich, blitzartig einen anderen Namen bekommen hat: die Martin-Luther-Straße. Und als alle Welt nur von der Martin-Luther-Kirche sprach, weil sie nun einmal an dieser Straße lag, hat man 30 Jahre später – zu Luthers 400. Geburtstag – auch offiziell die Kirche so genannt. Aber wie war das damals genau – Gregor Duve hat das damals aus nächster Nähe mitbekommen. Wir konnten ihn befragen. Aber das war nicht der einzige Punkt sein, der zu verhandeln war. Brücken schlagen über Vorurteile, die es gab und immer geben wird, ist eins. Versöhnung ist oft sehr handgreiflich, sehr schlicht, sehr einfach. Es gibt Beispiele, viel mehr als wir uns denken können. Da war der Krieg, die erste Nachkriegszeit, da wurde gehungert und das Notwendige geteilt. Wir haben in unseren Büchern Namen genannt: Bernhard von Heyden zum Beispiel.
Hans-Josef Nolte war heute unser Gast. Seine Bäckerei ist gerade 75 Jahre alt geworden. Wer ihn kennengelernt hat und ihn erzählen hört, wundert sich, daß immer wieder bestimmte Erlebnisse aus ihm herausdrängen – Geschichten, die nicht nur seine Jugend, sondern sein ganzes Leben bestimmt haben.

Zum Abschluß der Festwoche trafen sich einige der Konfirmandinnen und Konfirmanden, die vor rund 25 Jahren in der "Evangelischen Kirche Holsterhausen" – wie die

Silberkonfirmanden


Kirche damals noch hieß – konfirmiert wurden. Die Silberkonfirmanden, die jetzt zusammenkamen, inzwischen "halb so alt" wie die Kirche, hatten sich viel über ihre Erfahrungen in den zurückliegenden Jahren zu erzählen. Nach dem Gottesdienst gab es einen Imbiß im Rentingzimmer. Pfr. Rienäcker, der den Gottesdienst hielt, kann auf "33 Jahre Holsterhausen" zurückblicken – und das ist auch ein kleines Jubiläum.

Text: W. Rienäcker
Bilder: A. Gebauer

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