Ungefähr einen Kilometer nördlich des Ortskernes von Lembeck findet man in
der Gabelung der Rekener Straße und des Große-Vorholt-Weges (im Sommer oftmals versteckt hinter Gebüsch) in
einem kleinen und von Straßengräben eingesäumten Eichenwäldchen einen Gedenkstein, der an das Opfer
einer grausigen Bluttat erinnert.
Was hatte sich hier ereignet? Am Morgen des 31. März 1933 bemerkte der
Oberlandjäger (überörtlicher Polizeibeamter) Walter Lüttringhaus, der mit dem Fahrrad auf einer
Streifenfahrt war, im Gebüsch ein verdächtiges Auto in dem zwei Personen saßen. Lüttringhaus vermutete
zunächst, Schmuggler vor sich zu haben, die ihre Waren in dem Gebüsch verstecken wollten. In der damaligen Zeit war
das häufiger der Fall. Die beiden Wageninsassen händigten ihm anstandslos ihre Ausweispapiere aus. Als der Polizist
mit einer Leibesvisitation die Taschen des Beifahrers überprüfen wollte, setzte der ihm plötzlich eine Pistole
auf die Brust. Notgedrungen gab der Polizist die Ausweispapiere zurück, schwang sich auf sein Fahrrad und fuhr etwa 15
Schritte weiter. Der Polizist hatte in dem Auto eine große Menge Waren gesichtet und hielt es für seine Pflicht,
nach dem Rechten zu sehen. Er sprang vom Fahrrad und zog seine Pistole. Er hatte nicht bemerkt, dass der Verbrecher ihm
gefolgt war. In dem nun entstehenden Feuergefecht wurde der Verbrecher in den linken Oberarm getroffen. Dieser aber konnte
einen weiteren Schuss abgeben, der den Polizisten in den Kopf traf. Schwer getroffen flüchtete der Polizist bis er an
einem Wegedurchlass zusammenbrach.
Erste Hilfe leistete dem schwer verletzten Polizisten Walter Lüttringhaus der Landarzt Dr. Vogt aus Lembeck, der dann
den Beamten in das Michaelis-Hospital einwies. Die Verletztungen waren so schwer, dass der 38-jährige Polizist daran am
2. April 1933 verstarb.
Walter Lüttringhaus hinterließ seine Ehefrau, eine Tochter des Försters Homeyer aus
Deuten und ein minderjähriges Kind.
An der als schlicht geschilderten Enthüllungsfeier des Denkmals nahmen neben Vertretern der Familie Lüttringhaus teil: der
Regierungspräsident, der Landrat Dr. Rieth, der Bürgermeister
des Amtes Hervest-Dorsten Dr. Gronover, die Gemeindevorsteher Düssel aus Altschermbeck und Schenuit aus Lembeck,
Beigeordneter Köster, Reichsgraf von Merveldt, der Kriegerverein, die Feuerwehr sowie weitere Persönlichkeiten und Vereine.
Der Lembecker "Musikverein Harmonie unter der Stabführung Wolthaus" eröffnete die Feier mit
dem Niederländischen Dankgebet. Zur Enthüllung spielte der Musikverein das Lied vom guten Kameraden.
Der MGV Frohsinn sang die Lieder Morgenrot und Deutschland, Dir mein
Vaterland. Der Landrat Dr. Rieth enthüllte den Gedenkstein und übergab ihn der Gemeinde Lembeck in treue Obhut. Der
Lembecker Gemeindevorsteher erklärte es als Ehren- und Dankespflicht, getreuer Hüter des Ehrenmals zu sein. Der
Gendarmeriehauptmann Carsten gedachte in seiner Ansprache auch der 112 Polizisten, die durch Mörderhand und weiterer 62
Kameraden, die durch Unfälle im Dienst in den Jahren 1919 bis 1933 zu Tode gekommen sind. Heute, über 70 Jahre nach
dieser Bluttat, sollte uns dieser Gedenkstein auch an die Polizisten erinnern, die in Ausübung ihres Dienstes in
jüngst vergangener Zeit, ja selbst in unserer näheren Umgebung, ihr Leben verloren.
stark gekürzt, nach einem Text von Manfred Steiger
Quellen: Stadtarchiv Dorsten: Auszüge aus der Dorstener Volkszeitung 1933 und 1934
Den ungekürzten Text können Sie
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